#30 - Geld neu Denken: die Modern Money Theory

12.10.2023

Schwarze Null! Staatsüberschuldung! Gelddrucken als Inflationstreiber! Diese Schlagworte bestimmen den ökonomischen Diskurs wesentlich mit. Sie leiten sich aus den traditionellen volkswirtschaftlichen Modellen ab, auf denen unsere Wirtschafts- und Finanzpolitik basieren. Regierungen werden ähnlich wie ein Haushalt behandelt, der vernünftig wirtschaften muss in den Rahmen seiner Möglichkeiten. Defizite sollen niedrig gehalten werden, der Finanzhaushalt ausgeglichen. Doch was, wenn diese Grundannahmen nicht in Stein gemeißelt sind?

Die Art und Weise wie wir Geld denken beeinflusst wie sich unsere Wirtschaft gestaltet und damit auch unsere Gesellschaft formt. Die Modern Money Theory (MMT) ist ein makroökonomischer Ansatz, der herkömmliche Auffassungen über Wirtschaft und Geldpolitik in Frage stellt. Sie geht davon aus, dass Währung und Geldschöpfung ein staatliches Monopol ist und dass Regierungen, die ihre eigene Fiatwährung ausgeben, niemals Geldmangel haben können. 

MMT vertritt die Ansicht, dass die Finanzpolitik das Hauptinstrument zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele sein sollte und legt den Schwerpunkt auf das Verständnis der Geldschöpfung, die Rolle der Regierung bei der Währungsausgabe und das Potenzial, staatliche Ausgaben zur Erreichung von Vollbeschäftigung und wirtschaftlicher Stabilität einzusetzen. Sie kritisiert die fast unbegrenzte, nicht demokratisch legitimierte Geldschöpfung durch private Banken bei der Vergabe von Krediten und dass dadurch das Kapital größtenteils nicht in für die Gesellschaft relevante Bereiche fließt. Statt wie bisher Steuern zur Finanzierung des Staatsausgaben und "Gelddrucken" der Notenbanken zur Kontrolle der Geldmenge und somit Inflation, dreht sie dieses Spiel herum.

Die MMT hat Aufmerksamkeit erregt für ihre alternative Perspektive auf Finanz- und Geldpolitik, mit Auswirkungen darauf, wie wir wirtschaftliche Herausforderungen sehen und angehen. Auch in der Praxis hat sie schon prominente Verfechter wie zum Beispiel die chief economic advisor des US-amerikanischen Präsidentschafts-Kandidaten Bernie Sanders und der aufstrebenden Demokratin Alexandra Cortez.

Historischer Kontext der Modern Money Theory

Die Wurzeln von MMT reichen zurück in die Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Wirtschaftswelt von den Lehren des Keynesianismus dominiert wurde. In den 1970er Jahren begannen jedoch neue Ideen zu sprießen, und MMT entwickelte sich als Reaktion auf die damals vorherrschende monetaristische Theorie. Wichtige Persönlichkeiten, wie der Wirtschaftswissenschaftler Warren Mosler und der Sozialwissenschaftler Randall Wray, trugen zur Entwicklung dieser Theorie bei. 

Grundprinzipien der Modern Money Theory

Im Zentrum der Modern Money Theory stehen einige Schlüsselprinzipien:

A. Währung als Staatsmonopol: MMT argumentiert, dass Währung ein öffentliches Monopol ist, das ausschließlich von der Regierung ausgeübt wird. Dies bedeutet, dass Regierungen die Kontrolle über die Geldschöpfung und -vernichtung haben.

B. Fiatgeld und seine Implikationen: MMT betont, dass moderne Währungen, wie der US-Dollar oder der Euro, auf Fiatgeld basieren, das seinen Wert aus der Erklärung der Regierung bezieht und nicht durch eine physische Deckung wie Gold oder Silber gestützt wird.

C. Rolle der Regierung bei der Währungsausgabe: MMT argumentiert, dass die Regierung der Hauptakteur bei der Ausgabe von Währung ist. Sie kann Geld durch Ausgaben erzeugen und durch Steuern vernichten. Die traditionelle Vorstellung, dass Steuereinnahmen zur Finanzierung staatlicher Ausgaben verwendet werden müssen, wird von MMT in Frage gestellt.

D. Der Job-Garantie-Ansatz: Ein weiteres Schlüsselprinzip der MMT ist die Idee eines Job-Garantie-Programms, das die Regierung beschäftigungsfördernde Maßnahmen umsetzen sollte, um Vollbeschäftigung und Stabilität zu erreichen.

Monetäre Operationen und Politische Implikationen

Die Anwendung dieser Prinzipien auf die reale Welt hat weitreichende Auswirkungen auf die Geldpolitik:

A. Operationelle Aspekte der Staatsausgaben und Besteuerung: MMT erklärt, wie die Regierung Geld durch Ausgaben in die Wirtschaft injiziert und es durch Steuern wieder abschöpft.

B. Herausforderung konventioneller Weisheit: MMT stellt die gängige Überzeugung in Frage, dass Regierungen budgetäre Zurückhaltung üben sollten, um Haushaltsdefizite zu vermeiden. Vielmehr argumentiert sie, dass Defizite in der richtigen Weise genutzt werden können.

C. Inflations- und Zinsraten: MMT wirft Fragen zur Inflation und den Zinsraten auf, indem sie betont, dass die Inflation im Fokus stehen sollte, nicht die Zinsen.

D. MMT und soziale Gerechtigkeit: Die Theorie betont, wie sie zur Bekämpfung wirtschaftlicher Ungleichheit und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung beitragen kann.

MMT und Nachhaltige Investitionen

Die Prinzipien der MMT sind nicht nur akademische Konzepte, sondern haben auch praktische Auswirkungen auf die Welt des nachhaltigen Investierens:

A. Verbindung zu Nachhaltigen Zielen: MMT kann zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) beitragen, indem sie die Finanzierung von sozialen und ökologischen Projekten erleichtert.

B. Einfluss auf Investitionsstrategien: Investoren und Finanzinstitutionen können MMT-Prinzipien nutzen, um nachhaltigere Investitionsentscheidungen zu treffen.

C. Fallstudien nachhaltiger Investitionen unter dem Einfluss von MMT: Beispiele von Investitionsinitiativen, die von MMT beeinflusst wurden, veranschaulichen die Praxis.

Kritik und Kontroversen

Selbstverständlich gibt es auch Kritiker der MMT, die einige wichtige Fragen aufwerfen: Sie bezweifeln die Machbarkeit der MMT und argumentieren, dass sie zu Inflation und anderen Problemen führen kann. Anhänger der MMT bieten Gegenargumente und verteidigen die Theorie.

C. Praktische Herausforderungen und Grenzen: MMT mag eine vielversprechende Theorie sein, aber ihre praktische Umsetzung kann schwierig sein. Wir sollten auch die Grenzen dieser Theorie im realen wirtschaftlichen Kontext verstehen.

VII. Schlussfolgerung

In der heutigen Welt der Wirtschaft und Finanzen ist die Modern Monetary Theory (MMT) zweifellos ein Thema von wachsender Bedeutung. Sie fordert herkömmliche Ansichten über