#23 - Nachhaltig Investieren in Aktive Fonds vs ETF

11.04.2023

Immer mehr Anlegerinnen und Anleger möchten ihr Geld nachhaltig investieren und dabei eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft erzielen. Dabei stellt sich oft die Frage, welche Art von Fonds die beste Wahl ist: aktive Fonds oder ETFs? 

Was sind die Unterschiede zwischen aktiven Fonds und ETF?

Aktive Fonds werden von einem Fondsmanager verwaltet, der auf Basis eigener Analysen und Einschätzungen die Entscheidungen zur Auswahl und Gewichtung der Wertpapiere trifft. Dadurch können aktive Fonds eine höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an Veränderungen am Markt bieten. Allerdings fallen bei aktiv gemanagten Fonds in der Regel höhere Kosten an, da der Fondsmanager für seine Arbeit entlohnt wird.

ETFs (Exchange Traded Funds) hingegen bilden einen bestimmten Index nach und werden passiv verwaltet. Dadurch fallen nur geringe Managementkosten, was sich positiv auf die Rendite auswirken kann. ETFs bieten zudem eine hohe Transparenz, da die Zusammensetzung des Portfolios bekannt ist und jederzeit eingesehen werden kann. Allerdings kann es bei stark schwankenden Märkten zu Abweichungen zwischen der Wertentwicklung des ETFs und des zugrunde liegenden Index kommen.

Bei der Entscheidung zwischen aktiven Fonds und ETFs beim nachhaltigen Investieren gibt es jedoch noch weitere Aspekte zu beachten. So können aktiv gemanagte Fonds beispielsweise spezielle Kriterien bei der Auswahl der Unternehmen berücksichtigen, die über die üblichen Nachhaltigkeitskriterien hinausgehen. Fondsmanager können auch direkt mit Unternehmen  kommunizieren und auf sie Einfluss zu nehmen, um positive Veränderungen zu bewirken.

ETFs hingegen bieten eine breitere Diversifikation, da sie oft einen ganzen Markt oder Sektor abbilden und somit das Risiko eines Ausfalls einzelner Unternehmen minimieren. Zudem bieten sie eine höhere Liquidität, da sie an der Börse gehandelt werden können.

Wie wir und die Finanzwissenschaft das sehen

Letztendlich hängt die Wahl zwischen aktiven Fonds und ETFs beim nachhaltigen Investieren von den individuellen Präferenzen und Anlagezielen ab. Es kann sinnvoll sein, eine Mischung aus beiden anzustreben, um von den jeweiligen Vorzügen zu profitieren. Genau das haben wir zum Beispiel auch in unseren WertWende-Anlagestrategien gemacht: zu 80 % setzen wir auf aktives Fondsmanagement, zwei ETF bilden mit 20 % eine breit diversifizierte, kostengünstige Basis des Portfolios.

Die Finanzwissenschaft ist sich größtenteils einig, dass aktives Fondsmanagement seine Mehrkosten langfristig nicht mit mehr Rendite wieder reinholen kann. Du solltest also genau wissen, wofür du die Management-Gebühr bezahlst. Als nachhaltige:r Investor:in ist dir wahrscheinlich eine positive Wirkung durch deine nachhaltige Geldanlage wichtig. Eine weitere Erkenntnis der Finanzwissenschaft ist, dass du durch die bloße Auswahl von nachhaltigen Aktien bzw. Unternehmen keine nennenwerte Wirkung erzeugst. Stattdessen ist das Engagement der Fondsmanager mit den Unternehmen wirkungsvoller.

Kommt nach dem Greenwashing-Dschungel der Impact-Washing-Dschungel?

Wie kannst Du nun beurteilen, welcher Fondsmanager sein Geld wert ist und gutes Engagement betreibt? Mittlerweile veröffentlichen viele Fondsgesellschaften sogenannte Stewardship Reports, in denen Sie Ihre Arbeit auf dutzenden und hunderten Seiten beschreiben. Doch einheitliche Kriterien, nach denen du beurteilen könntest, wie gut denn ist, was wirklich dahinter steckt, gibt es nicht. Bisher haben wir das nach eigenem, subjektiven Eindruck nach persönlichen Gesprächen mit den Fondsmanagern getan.

Für den Investor Impact-Report für die Anlagestrategien bei unserer Beratungsfirma WertWende wollten wir erstmalig objektive Kriterien entwickeln, sind dort aber offen gesagt schnell an unsere Grenzen gestoßen. Daher haben wir daraus eine Aufgabenstellung für eine Masterthesis entwickelt und den drei führenden Professoren für Nachhaltige Finanzen in Deutschland eingereicht. Für nächstes Jahr wollen die Berichterstattung weiter verbessern. Unser jetziges Ergebnis für 2022 kannst du in unserem öffentlichen Report einsehen. Zudem haben wir einen 4-teiligen Erfahrungsbericht zum Entstehen des Impact-Reports hier im Blog verfasst.

Fazit & konkrete Tipps zur Fonds-/ETF-Auswahl

Aktive Fonds haben höhere Kosten als ETF und oft bekommt man dafür auch gar nicht mehr Rendite oder Nachhaltige Wirkung. Daher sind ETF ein super erster Schritt und eignen sich besonders für Einsteiger:innen, die mit einem ETF auf den MSCI World Index schon ab 25 € im Monat in fast die ganze Weltwirtschaft gestreut investieren können. Achtest du bei der Wahl deines ETF auf den Zusatz "SRI" sind dort viele unnachhaltige Unternehmen ausgeschlossen. Das ändert übrigens auch nichts an der breiten Streuung.

Das Wichtigste aus Sicht der nachhaltigen Wirkung ist, auf den Anbieter bei der Wahl deines ETF zu achten. Auf dem gleichen MSCI Index basierend bieten nämlich viele Fondsgesellschaften ETFs an. Und auf eine Art und Weise können auch ETF auf die investierten Unternehmen einwirken, nämlich indem sie ihre (bzw. repräsentativ Deine!) Stimmrechte auf den Hauptversammlungen nutzen. Im Voting Matters-Bericht der britischen NGO ShareAction findest du, dass BNP Paribas und Amundi deutlich nachhaltiger abstimmen als Vanguard und iShares (Blackrock). Schau doch also mal nach ETF von diesen Anbietern in deinem Depot!

Willst du noch mehr als bloß nachhaltige Stimmrechtausübung, kannst du dich von den aktiven Fonds in unseren Anlagestrategien inspirieren lassen. Diese findest du öffentlich in unserem Fondsshop. Dort kannst du natürlich auch einfach direkt ein Depot eröffnen und ohne großen Aufwand mit maximal nachhaltiger Wirkung investieren.


Was ist deine Meinung zu der Debatte aktive Fonds vs. ETF?

Lass es uns unten in den Kommentaren wissen!

Dein Niklas von Finance 4Future