#28 - Fondspolice vs. Depot: ETFs im Versicherungsmantel zum Steuern sparen?

16.08.2023

Du hast endlich den richtigen ETF oder Fonds für dich gefunden - jetzt Depot eröffnen und loslegen? Oder du investiert bereits erfolgreich und möchtest gerade nochmal optimieren?

Wichtig auch für nachhaltige Investierende: das Thema Steuern. Viele Finanzberater werben aggressiv mit Slogans wie "Du verdienst über 50.000 €? Dann stehen dir 4.683 € staatliche Förderungen für deinen ETF-Sparplan zu!". In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum solche Aussagen unseriös sind und man nur Rentenversicherungen mit hohen Provisionen verkaufen will. Aber wir möchten auch zeigen, wie du tatsächlich mit einem Rentenversicherungs-"Mantel" bei langfristigen Geldanlagen deine Steuerlast von 26,37 % auf unter 15 % senken kannst. 

Die 3 Schichten der Altersvorsorge in Deutschland
Die 3 Schichten der Altersvorsorge in Deutschland

Warnung vor vermeintlichen Geschenken vom Staat

Solche Werbeaussagen beziehen sich auf Altersvorsorgeprodukte der ersten und zweiten Schicht die in der Abbildung aufgeführt sind. Auch diese Produkte gibt es fondsgebunden, sodass du quasi die gleichen Fonds und ETFs statt im Depot auch in einer Rentenversicherung besparen kannst. Der Vorteil: Du darfst die gezahlten Beiträge in deiner Steuererklärung in den Anlagen "AV" und "Vorsorgeaufwand" angeben und von deiner Einkommenssteuer absetzen! Damit besparst du also aus dem Brutto-Gehalt BEVOR du dieses versteuerst, deine ETFs oder Fonds. Klingt natürlich gut. Dafür musst du bei solchen Verträgen am Ende nicht nur die Erträge versteuern, sondern das gesamte Geld, was du dir in der Entnahmephase auszahlen lässt. Das stellen solche Finanzberater gerne in den Hintergrund. 

Wie du deinen Steuersatz beim Investieren um die Hälfte reduzierst

Bei Produkten der dritten Schicht zahlst du deine Beiträge ganz normal aus deinem Netto-Einkommen. Dafür bekommst du aber einen Steuervorteil in der Entnahmephase und musst mit dem sogenannten Halbertragsverfahren nur 42,5 % der Erträge versteuern (mit deinem regulären Einkommenssteuersatz, nicht den für Kapitalerträge).

Selbst wenn du in der Rentenzeit noch einen Durchschnittssteuersatz von 30 % hast, was heute einer stolzen Rente von 6.250 € (brutto) entsprechen würde, landest du damit bei einem Steuersatz von unter 13 %. Das ist weniger als die Hälfte als bei der Geldanlage im Depot. Bei geringeren Renten und Steuersätzen lohnt sich das sogar noch mehr.

Nicht zu vergessen: Auch der Anbieter dieser Produkte will und darf Geld verdienen. Rentenversicherungen jeder Schicht haben Kosten, die natürlich in der Auswahl des richtigen Produkts berücksichtigt werden müssen, sich mit dem Steuervorteil aber sehr wohl lohnen können wie es das folgende Beispiel konkret zeigt. Hierbei ist die verglichene Fondspolice sogar nicht mal die günstigste, sondern die mit der besten nachhaltigen Fonds- und ETF-Auswahl.

Fazit & Tipps zum Abschluss

Natürlich muss man im Einzelfall beurteilen, welches Anlagevehikel oder welche Kombination aus diesen am meisten Sinn ergibt. Dennoch gibt es einige Aussagen, die man durchaus pauschal treffen kann und wir dir hier auch mitgeben wollen. Insbesondere Riester-Renten lohnen sich nicht in den allermeisten Fällen, in denen Sie vermittelt wurden. So zeigt auch das Deutsche Institut für Altersvorsorge in einer Studie, dass für die meisten Fälle die private Rentenversicherung der dritten Schicht am effizientesten ist. Nur die betriebliche Vorsorge kann bei Zuschüssen vom Arbeitgeber von mehr als den gesetzlich verpflichtenden 20 % mithalten.

Wichtig zum Abschluss: Damit das so funktioniert wie beschrieben, gilt es einige Fettnäpfchen zu vermeiden. So sind jegliche Formen der Garantien zu vermeiden. Die größte Sicherheit beim (langfristigen) investieren ist dein Anlagehorizont. Zudem musst du einen "Trick" in der Entnahmephase anwenden. Statt dein Renteneintrittsalter auf 67 zu setzen, setzt du es auf das höchstmögliche Alter - oft 85. Denn jetzt kannst du ab deinem 62. Lebensjahr (ab hier gilt nämlich das erwähnte Halbertragsverfahren) bis zum offiziellen Renteneintritt beliebig Geld aus deinem Vertrag entnehmen, wie du es eben im Alter benötigst.

Bei der Auswahl der richtigen Fondspolice gilt es auch auf die Kosten für solche Entnahmen vor offiziellem Renteneintritt zu achten - bei einigen sind die sogar Null. Wenn du bei der Produktauswahl Unterstützung suchst, empfehle ich dir, dich bei der Firma WertWende zu melden. Die habe ich (der Autor dieses Beitrags) im Oktober 2022 mitgegründet, weil ich einfach immer wieder sehe, wie viele Menschen aktive Hilfe bei ihren Finanzen brauchen. Dort findest du auch Rat in allgemeinen Fragen der Finanzplanung.


Dein Niklas von

Finance 4Future