#5 - (Geld) Schulden regieren die Welt & Green Bonds

10.08.2021

Zwar wird in den Nachrichten immer über Aktienmärkte gesprochen, dabei sind es eigentlich die Anleihen, die die Weltwirtschaft finanzieren. Der Anleihenmarkt ist nämlich wesentlich größer als der Aktienmarkt (125 Trillionen vs. 95 Trillionen USD). Staaten und Unternehmen nutzen Anleihen, um langjährige Projekte zu finanzieren oder kürzere Zeiträume finanziell zu überbrücken. Vor allem in Krisenzeiten sind sie von besonderer Bedeutung.

Und unsere globale Gesellschaft befindet sich in einer Krise, der Klimakrise.

Aus diesem Grund wurden grüne Anleihen bereits 2008 erstmalig emittiert. Doch machen sie derzeit nur einen kleinen Teil des gesamten Marktes für Staatsanleihen aus und boten bisher nur begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten für Natur- und Umweltschutzprojekte. Dies ändert sich jedoch schnell: Dieses Jahr stoßen deutsche grüne Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren auf eine Rekordnachfrage. Nachhaltige Anleihen machten im ersten Quartal 2021 9,4 % des Gesamtvolumens der Neuemissionen aus, was bedeutet, dass sich der Anteil im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht hat.

Was sind also Grüne Anleihen?

Eine grüne Anleihe ist ein festverzinsliches Instrument, das speziell zur Unterstützung bestimmter klima- oder umweltbezogener Projekte entwickelt wurde. Die Weltbank emittierte 2009 die erste offizielle grüne Anleihe. Die Stadt Los Angeles beispielweise hat eine Anleihe zur Verbesserung und Instandhaltung ihrer elektrischen U-Bahnlinien ausgegeben, um den öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Ein weiteres Beispiel ist ein spanisches Energieunternehmen namens Fotowatio Renewable Ventures, das seine Solar- und Windkraftanlagen ausbaut und so mehr saubere Energiequellen schafft.

Wie kann man also ein so mächtiges Werkzeug, wie Anleihen nutzen, um das Klima zu schützen?

Erreichen nachhaltige Anleihen schnell die volle Finanzierung, bietet sich Unternehmen (und Staaten) die Möglichkeit schnell derartig geplante Projekte umzusetzen. Sinkt dagegen die Nachfrage nach ökologisch kritischen konventionellen Anleihen bremst das die Umsetzung der dadurch finanzierten Projekte.

Zum Beispiel stellte Nordea Asset Management, die Vermögensverwaltung größten Bank Skandinaviens den Kauf von brasilianischen Staatsanleihen im Wert von 100 Millionen USD infrage aufgrund anhaltender Waldbrände im Amazonasgebiet, der artenreichsten Region der Erde. Um den Zugang zum Kapital nicht zu verlieren, verkündete die brasilianische Regierung ein vorübergehendes Verbot der Feuerrodung im Amazonasgebiet.

Nachhaltigkeit als Faktor in der Kreditwürdigkeit

Auch die australische Regierung wurde in Umweltfragen zur Rechenschaft gezogen und vor kurzem verklagt, weil sie die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre bis 2050 fälligen Staatsanleihen nicht angemessen offengelegt hatte.

Solche Maßnahmen der Finanzwelt spiegeln die wachsende Anerkennung der Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Anlageklasse der Staatsanleihen wider, die weltweit über 53 Billionen Dollar umfasst. Finanzinstitute beginnen zu verstehen, dass Umweltrisiken die Fähigkeit eines Landes zur Aufnahme und Rückzahlung von Schulden beeinträchtigen können, wenn sie die lebenserhaltenden Systeme des Planeten, von denen wir abhängig sind, untergraben.

Es wird immer deutlicher, dass die Kreditwürdigkeit eines Landes auch davon abhängen sollte, wie gut ein Land auf klimabedingte Risiken vorbereitet ist oder wie anfällig es dafür ist.

Ein gutes Beispiel ist Argentinien - ein Land, das in hohem Maße von Rohstoffexporten abhängig ist: In der Saison 2017-18 erlitt das Land aufgrund von Dürre einen Verlust bei der Sojabohnenernte in Höhe von 3,9 Mrd. USD, was einen direkten Rückgang des BIP zur Folge hatte.

Auch Indien erlebt erhebliche Belastungen insbesondere durch das Element Wasser: direkte Belastungen durch Dürren und Überschwemmungen, aber auch indirekte wirtschaftliche Belastungen durch Erhöhung des Investitionsrisikoprofil des Landes. Zwischen 2013 und 2016 kam es bei 14 der 20 größten indischen Wärmeversorgungsunternehmen zu wasserbedingten Ausfällen, die Verluste in Höhe von über 1,3 Milliarden US-Dollar verursachten. Wasserrisiken haben sich auch auf die Bilanzen der indischen Banken ausgewirkt, die 40 % ihrer Kreditengagements in Sektoren haben, die bereits von diesen Risiken betroffen sind.

Wie wir sehen, ist es von großer Bedeutung, auf die Klimaperformance zu achten, denn letztlich ist diese ein wichtiger Baustein des Risikomanagements.

Noch einen Schritt weiter: Sustainability Linked Bonds

Hier gehen Nachhaltigkeitsanleihen, sogenannte "sustainability linked bonds" (SLBs) einen Schritt weiter. Eine solche Anleihe wurde 2019 vom italienischen Elektrizität- und Gasunternehmen Enel herausgebracht und begegnete einer großen Nachfrage. Bei SLBs handelt es sich um ein zukunftsorientiertes, leistungsorientiertes Instrument mit einer flexiblen Struktur. Unternehmen, die SLBs ausgeben, können wichtige Leistungsindikatoren (KPIs) festlegen, die auf ihre Nachhaltigkeitsstrategien abgestimmt sind. Es ermöglicht dem Emittenten generelle Nachhaltigkeitsziele zu setzen, anstatt an die Finanzierung spezifischer Projekte wie Solarkraftwerke oder grüne Gebäude gebunden zu sein. Besonders spannend ist hierbei, dass die Herausgebern mehr Zinsen zahlen müssen, wenn sie diese Ziele verpassen. Dadurch wird also ein direkter monetärer Anreiz für eine gute Nachhaltigkeitsperformance geschaffen.

Die Finanzmärkte müssen nicht nur ihre Portfolios vor Umweltrisiken schützen, sondern auch so arbeiten, dass die einzigartigen natürlichen Systeme unseres Planeten erhalten bleiben, die die Grundlage für alle Unternehmen und das Wohlergehen und den Wohlstand der Menschen überall bilden.


Sana von Sagefund

für Finance 4Future


Quellen: